StattStadtradeln am 11.6.2023 -14 Uhr

Die Gemeinde Barnstorf nimmt leider nicht am Stadtradeln teil, was sehr schade ist weil diese bundesweite Aktion viel Schwung für das Thema bringt. Und außerdem für die Teilnehmenden 3 Wochen lang das Radfahren in den eigenen Fokus rückt. Daher kam die Idee auf, von Barnstorf aus wenigstens eine gemeinsame Radtour zu starten: StattStadtradeln. Schön wäre, wenn sich mindestens 16 Menschen finden, die auf jeden Fall teilnehmen, denn dann wären wir ein Verband und könnten 2spurig fahren – was ja zum Quatschen beim Radeln einfach schöner ist. Aber letztlich spielt die Zahl der Teilnehmenden keine Rolle – wenn das Wetter schön ist, wird geradelt, ein- oder zweispurig.

Wir starten um 14 Uhr vom Platz vor dem Barnstorfer Rathaus (Am Markt 4) und radeln ca 37 Km. Auf der Hälfte machen wir eine kleine Pause, das Tempo bestimmen die Teilnehmenden ohne Motor 😉

Thema verfehlt

Mit Hilfe des nicht unumstrittenen Paragraphen 129 versuchen bayrische Generalstaatsanwaltschaft und Landeskriminalamt, die letzte Generation zur kriminellen Vereinigung zu erklären. Ist das nicht etwas unverhältnismäßig? Der §129 wurde schon bei den Nationalsozialisten gerne genutzt, um Kritiker und Oppositionelle aus dem Verkehr zu ziehen. In der Bundesrepublik gab es bereits einmal ein Revival des Paragraphen, als Handhabe gegen Kommunisten und Gegner der Wiederaufrüstung. Die weitreichenden Befugnisse für die Ermittler bei geringem Anfangsverdacht haben ihm gar den Namen Schnüffelparagraph eingebracht. Zuletzt fand der §129 in den 70er Jahren breite Anwendung bei der Bekämpfung der RAF (Rote Armee Fraktion) und ihres politischen Umfeldes.

Ich muss keine Juristin sein, um den Unterschied zwischen der RAF und der Letzten Generation zu sehen. Die RAF wollte mit Waffengewalt einen Umsturz herbeiführen und entführte und erschoss dafür Menschen. Ist es nicht „total bekloppt“, mit denselben Paragraphen und demselben Vokabular einer Gruppe zu Leibe zu rücken, deren Ziele mehr Demokratie und die Einhaltung der Verfassung und deren Waffen wasserlösliche Farbe und das Lahmlegen des Autovekehrs sind?

Andererseits, wenn ich sehe, in welchem Ausmaß das Autofahren als einzig ernstzunehmende Fortbewegung angesehen wird, erscheint es mir durchaus konsequent, dass das stundenweise Blockieren von Straßen zu einer Gewalttat hochstilisiert wird. Das Stören des Autoverkehrs ist in diesem Lande kein Spaß – das bekommen jetzt die Aktivisten der letzten Generation zu spüren.

Aber geht die Reaktion auf die Aktionen nicht am Thema vorbei? Warum interessiert eigentlich niemanden, dass es ihnen um die Rettung unserer Umwelt geht und dass die Vorboten der auf uns zukommenden Desaster ihnen längst Recht geben?

So schaue ich in meinen Garten, in dem der stumme Frühling eingezogen ist, den schon die Biologin Rachel Carson im Jahre 1962, also vor 60 Jahren, als Folge von Pestizideinsatz und Umweltzerstörung ankündigte. Kein Gesummse an Natterkopf und Schöllkraut, kein Schmetterling an der Nachtviole und dem Mohn – nichts stört die gnadenlose Stille in der Blütenpracht -außer in Abständen das Geräusch eines Autos, das mit überhöhter Geschwindigkeit durchs Dorf ballert.

Ich spreche der Letzten Generation meine Anerkennung aus. Ulrike.